“Täterschaft, Radikalisierung und der therapeutische Umgang damit"
Mi., 11. Juni
|Zoom
- Herausforderungen in der psychotherapeutischen Arbeit mit Geflüchteten mit Sladjana Kosijer-Kappenberg (Berlin, Leipzig) REFUGIO online-Fortbildung
Zeit & Ort
11. Juni 2025, 16:00 – 18:00
Zoom
Einladung
“Herausforderungen in der psychotherapeutischen Arbeit mit Geflüchteten - Täterschaft, Radikalisierung und der therapeutische Umgang damit“ mit Sladjana Kosijer-Kappenberg (Berlin, Leipzig)
Die Arbeit mit Geflüchteten und allen anderen Menschen, bei denen es unter gewissen gesellschaftlichen und auch individuellen Einflüssen zur eigenen Täterschaft gekommen ist, stellt eine der prekärsten Herausforderungen im psychosozialen und psychotherapeutischen Kontext dar. Die Neigung, eigene Täteranteile und die Fähigkeit zum Bösen zu verleugnen, ist tief im Menschen verankert. Doch gerade diese Verleugnung trägt dazu bei, dass Gewalt und Unrecht fortbestehen - individuell wie gesellschaftlich. Damit Kriege und die eigenen Taten gerechtfertigt, Gegner diffamiert und die eigene Gemeinschaft tiefer vereint werden können, wurden von allen Seiten die Geschichten manipuliert.
Erlebte oder begangene Gewalt ist oft in verzerrte Narrative eingebettet: Geschichten werden umgedeutet, verdrängt oder der eigenen Ideologie angepasst. Es bildet sich eine verzerrte Wahrnehmung sowohl von sich selbst als auch von der sozialen Welt um einen herum. Um zu verstehen, wie es dazu kommen kann, dass ein Mensch gewalttätig wird und tötet, ist es wichtig, seine inneren und äußeren Beweggründe für die Taten zu erfassen. Diese subjektiven Binnenrealitäten prägen das Selbstbild ebenso wie das Bild der sozialen Umwelt. Der therapeutische Zugang zu diesen Realitäten ist zentral, um Handlungen zu verstehen, ohne sie vorschnell zu verurteilen.
Sladjana Kosijer-Kappenberg ist niedergelassene Psychotherapeutin und Traumatherapeutin in Berlin und Leipzig. Ihren Abschluss in Psychologie machte sie 1989 an der Philosophischen Universität Belgrad. Seit 1992 lebt sie in Deutschland und approbierte 1999 als Psychologische Psychotherapeutin. Von 1992 bis 2006 bildete die Psychotherapie mit traumatisierten Geflüchteten, Folteropfern und Soldaten in Berlin ihren Schwerpunkt. Seit 2006 ist sie als Psychotherapeutin niedergelassen in eigener Praxis und als anerkannte Supervisorin in der Ausbildung für die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie tätig.
In ihrem Vortrag widmet sich Frau Kosijer-Kappenberg den besonderen Herausforderungen in der psychotherapeutischen Arbeit mit Geflüchteten, die eigene Täteranteile haben. Im besonderen Fokus werden Prozesse der Radikalisierung stehen, der destruktivsten Ausprägung ideologischer Binnenwelten. Radikalisierung kann in Kontexten entstehen, in denen moralische, politische und gesellschaftliche Maßstäbe verschoben werden - oft unbemerkt. Die Referentin untersucht, wie diese Prozesse beginnen, wie sie sich normalisieren und welche Rolle sie in der psychotherapeutischen Arbeit spielen. Dabei wird auch beleuchtet, wie Vorurteile aufgebrochen und neue Perspektiven auf vergangene oder aktuelle Ereignisse eröffnet werden können - als Beitrag zu einem verstehenden, nicht vorschnell pathologisierenden Umgang mit Geflüchteten.
Im Anschluss laden wir Sie wie gewohnt zu einer angeregten Diskussion mit Ihren Anmerkungen und Fragen ein. Wir freuen uns über Ihre Anmeldungen!
Veranstaltungszeit:
Mittwoch, 11. Juni 2025 von 16 bis 18 Uhr
Veranstaltungsort:
Onlineveranstaltung: Sie erhalten einen Zoom-Link an die von Ihnen angegebene Mailadresse.
Akkreditierung:
Ist bei der Landesärztekammer Thüringen beantragt.
Kosten:
Die Veranstaltung ist von der Europäischen Union (AMIF) und der EKM sowie Spenden finanziert und daher für Sie kostenfrei.
Kontakt:
Psychosoziales Zentrum REFUGIO Thüringen
Lassallestraße 8 in 07743 Jena
Anfragen per Mail an: fortbildung@refugio-thueringen.de
Anmeldung:
Bitte bis zum 11.6.2025 bis 12 Uhr
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weitergeben. Unterstützt werden wir dabei von bekannten, aber auch weniger bekannten
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an Interessierte aus Medizin, Psychotherapie, Beratung und Zivilgesellschaft.
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